xpt 024. REFLEXIONEN gr. Orchester, Solobratsche

Titel: REFLEXIONEN 
xpt 24
Besetzung: großes Orchester mit Solo-Bratsche 
Jahr: 1979
Dauer: 28 Minuten
Uraufführung: 10.12.1979 Freiburg
Noten bestellen (edition49): xpt 024. REFLEXIONEN gr. Orchester, Solobratsche

Werkkommentar des Komponisten

„REFLEXIONEN“ (eines musikalischen Traumas)
L’Idee´ fixe – Versuch über Berlioz
Um die Idee meines Stückes zu erläutern, möchte ich kurz an den Ausgangspunkt meiner allerersten Intention zurückkehren.
„…GOTT ICH LEBE NOCH! ……So ist es denn wahr! So hat sich denn gleich einer Schlange das Leben wieder in mein Herz geschlichen, um es auf’s Neue zu zerreißen… Wenn aber das treulose Gift meine Verzweiflung täuschte, wie konnte ich jenen Traum überleben; wo nahm ich die Kraft her, die mich packte?
Das Schafott – Richter, Henker, Soldaten – das Geschrei des Pöbels – und die schweren, gemessenen Tritte, die gleich Cyclopenschlägen mein Herz trafen! – – und die unerbittliche Melodie, welche selbst in der Lethargie des Schlafes mich verfolgte, um jenes fast vergessene Bild wieder aufzureißen, und alle Leiden meiner Seele wachzurufen aus ihrem Schlummer……“
Diese Worte zu Beginn des Monodrams „Lelio“ drücken deutlich die Charakteristika von Berlioz‘ Krise zu Beginn des Jahres 1830 aus. Nach der vierten Teilnahme am Romwettbewerb wurde ihm endlich der erste Preis zuerkannt (1830). Berlioz schreibt darüber: „Ich musste also, ob ich wollte oder nicht, mich der Academie in Rom zuwenden“. Er bricht auch erst im Februar 1831 über Lyon nach Marseille und Livorno auf, und trifft schließlich im März. Es ist eine Reise ohne Begeisterung, nur durch „alberne Notwendigkeiten“ veranlasst.
„In Rom hatte ich keine Briefe aus Paris vorgefunden. Sie hätten mehrere Tage vor mir dort sein sollen.“ Camille Moke hüllte sich in Schweigen; des „reizenden Ariel“ Liebe – wenn man je davon sprechen konnte – war verflogen. „Drei Wochen lang wartete ich mit wachsender Sorge; schließlich bestand ich darauf, nach Frankreich zurückzukehren“. In Florenz erhält Berlioz eine Epistel, die er als „unerhört“ und „beleidigend“ empfindet: Madame Moke zeigte die Heirat ihrer Tochter mit Monsieur Pleyel an. Berlioz beschließt im Augenblick, „in Verkleidung“ nach Paris zu fliehen und dort zwei schuldige Frauen und einen unschuldigen Mann umzubringen. „Versehen mit der vollständigen Toilette einer Zofe, von einer Modistin in wenigen Stunden angefertigt und einem Paar Doppelpistolen“, macht sich der Rächer auf den Weg nach Frankreich. Im Verlauf der Fahrt jedoch erlebt er, die Memoiren beschreiben es mit Einfühlung und subtiler Ironie, dass sein Plan dich wie eine schauspielerische Rolle verselbstständigt.
„Ich überlegte mit großer Sorgfalt die Komödie, die ich dort bei meiner Ankunft in Paris spielen wollte, Ich stellte mich bei meinen Freunden gegen neun Uhr abends ein, wenn die Familie zum Tee versammelt war; ich ließ mich als Kammerfrau der Gräfin M. melden. , man führte mich in den Salon; ich übergab einen Brief, und während man damit beschäftigt war, ihn zu lesen, zog ich aus meinem Busen die Doppelpistolen. Oh, welch hübsche Szene! Es ist wirklich schade, daß sie gestrichen wurde!“
In Nizza schließlich ist der „Kampf zwischen Leben und Tod“ entschieden; die bald eintreffende Zusage des Akademiedirektors, in Rom werde man Berlioz mit „offenen Armen“ empfangen, löst den letzten Bann. „Das Leben und die Friede eilen auf schnellen Flügeln herbei, die Musik schließt mich in die Arme, die Zukunft lächelt mir zu.“
So, wie Hariett Smithson gleichsam die Ideè fixe der „Symphonie fantastique“ ist, spiegelt sich das Harriet – und Camille – Erlebnis als deutliche Anspielung auf die Genesung in Nizza im Monodram „Lelio oder Die Rückkehr ins Leben“ wieder.
In den „Reflexionen“ habe ich versucht, Klangeindrücke, die beim Hören der „Symphonie fantastique“ und „Lelio“ entstanden, und Erlebnisse Berlioz‘, die zum schöpferischen Auslösefaktor dieser Werke wurden, in meine eigene Klangvorstellung zu übersetzen und somit entstand quasi eine einzige große Variation über ein imaginäres Thema, das den Versuch erfährt, durch „Zitatsprengsel“, wenn auch sehr schwach, gestützt zu werden. Die Solo – Bratsche hat in den „Reflexionen“ keine besondere Funktion, sie ist Teil des Orchesters: Also, nicht zu vergleichen mit „Harold in Italien“ von Hector Berlioz, wo Held und Solo – Bratsche identisch sind.
Die Komposition entstand im Frühjahr 1979
die Partiturniederschrift erfolgte in Bayreuth während der Sommermonate.

Uraufführung am 10. Dezember 1979 im Theater Freiburg

Philharmonisches Orchester der Stadt Freiburg

Wolfram Gündel – Bratsche
Klaus Weise – Dirigent

Presse-Echo:
Diese Reflexionen beziehen sich nicht nur auf die Musik der Phantastischen Symphonie und ihrer Fortsetzung „Lelio“, sondern auch auf die phantastischen Erlebnisse von Berlioz während der Entstehungszeit dieser beiden Werke: seine leidenschaftliche … >>>Gross angelegte Variation

Noch mehr Werke für Soloinstrument und Orchester

  • Komposition von Xaver Paul Thoma "2. Konzert für Violoncello und Orchester" in der Besetzung 2 Flöten (auch Piccolo), 1 Oboe, 1 Englischhorn, 1 Es-Klarinette, 1 Klarinette, 1 Bassklarinette, 1 Fagott, 1 Kontrafagott, 3 Hörner, 1 Trompete, 1 Basstrompete, 1 Posaune, 1 Tuba, 1 Harfe, 1 Klavier, 1 Celesta, Schlagzeug (divers. 3 Spieler), 4 Pauken (1 […]
  • Titel: KONZERT FÜR BRATSCHE UND ORCHESTER opus 34 xpt 46 Besetzung: BRATSCHE UND ORCHESTER Jahr: 1984/1988 Dauer: 21 Minuten Noten bestellen (edition49): xpt 046. KONZERT FÜR BRATSCHE UND ORCHESTER opus 34
  • Titel: REFLEXIONEN xpt 24 Besetzung: großes Orchester mit Solo-Bratsche Jahr: 1979 Dauer: 28 Minuten Uraufführung: 10.12.1979 Freiburg Noten bestellen (edition49)